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1,09 m und 20 Pfund

Angelreise nach Schweden - Västervik

Hecht angeln in Schweden

Zanderflüsterer, 04.10.10

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Wie schon in den letzten Jahren starteten mein Angelfreund Mathias und ich Anfang April zum Hechtangeln nach Schweden.

Unser Ziel war das etwa 1200Km entfernte Västervik Fishing Camp, welches direkt im mittelschwedischen Schärengarten liegt.
Freitag Abend fuhren wir gegen 16.30 Uhr los und standen am nächsten Morgen etwa 7.30 Uhr übermüdet aber glücklich vor den Toren des Camps.



Nun hieß es Hausschlüssel besorgen, Hütte beziehen und Boot trailern. Warum braucht der Angler Schlaf, wenn er im Hechtparadies ist? Also ging es direkt nach dem Einräumen der Hütte, auf`s Wasser!

Da wir mit eigenem Boot angereist waren, mussten wir nicht auf die Leihboote warten und konnten die Zeit effektiv nutzen, um alte bekannte Stellen anzufahren. Als Angelgebiet für diesen Tag wählten wir eine riesige, weit ins Land gezogene Bucht aus. Diese 20 Km lange und bis 50 m tiefe Bucht ist die sogenannte “Old Bay”. Hier werden jedes Jahr die meisten kapitalen Hechte der Campbesucher gefangen. Aber genug zu den Örtlichkeiten, jetzt gehts ums Angeln!



Am ersten Spot angekommen, checkten wir zuerst die genaue Windrichtung und ließen den Driftsack zu Wasser, um an der Scharkante entlang zutreiben. Endlich konnten wir unsere Gummifische montierten und begannen zu fischen. Nach nur etwa 10 Minuten bekam ich den ersten guten Biss! An der krummen Rute erkannten wir schnell, dass es zumindest kein ganz Kleiner sein konnte. Dem war auch so, denn nach kurzem harten Drill zeigte sich ein guter 90er Hecht an der Oberfläche.



Weitere kleinere Exemplare seiner Art folgten. Die Hechte waren an diesem Tag sehr nett zu uns und attakierten unsere Köder im Wechsel, so dass keine Langeweile aufkam. Gegen Nachmittag und nach weiteren Fischen bis 91cm, schlug es in Mathias Rute ein -aber mächtig!

Der Fisch blieb zuerst stur am Grund und verlangte meinem etwas nervösem Angelkollegen einiges ab. Die langsamen Bahnen und kräftigen Kopfstöße ließen uns erahnen, dass dies wohl der erste Meterfisch der Tour sein könnte. Langsam wurden die Kreise kleiner und bald kam er das erste Mal zur Oberfläche und wir waren uns beide einig, dass musste er sein – der erste 100 cm+ Hecht des Urlaubs. Nach der Landung und dem Messen war es amtlich, am ersten Angeltag fing Mathias einen tollen Hecht von 1,06 m! Gegen Abend konnte ich an der letzten Angelstelle noch einen schönen Pikie von 93 cm verhaften. Am Anreisetag und gleichzeitig ersten Angeltag konnten wir beide zusammen 18 Hechte fangen, von denen 3 die 90 cm überschritten und einer mit 1,06 m die Krönung des Tages war – Was für ein klasse Start!!!



Das Schöne an den schwedischen Schären sind nicht nur die vielen Hechte, sondern auch die atemberaubende Natur mit dem glasklaren Wasser(wodurch man viele spektakuläre Bisse live miterlebt !!!).

Am 2. Tag wollten wir den nördlichen Schären einen Besuch abstatten. Problem war nur, dass dort an diesem Tag viele Angler unterwegs waren und die Stellen systematisch absuchten. So kam es, dass wir gegen Mittag erst einige Fehlbisse und einen gefangenen Hecht zu vermelden hatten.

Mathias Gesichtsausdruck sprach Bände und unterstützte meine Überlegung zurück in die “Old Bay” zufahren. Kurzentschlossen fuhren wir zurück, tankten im Camp kurz auf und dann ging es mit Vollgas in die “Alte Bucht”. Was dann noch vom verbliebenen Angeltag geschah, hätten wir beide nicht erwartet. Wir fingen in Tiefen zwischen 4,5 m-6 m auf Gummifisch 12 Hechte! Den Vogel schoss mein Kollege schon an der zweiten Angelstelle ab. Er fischte mal wieder seinen geliebten perlgrünen Gummifisch am 14 g Eriekopf und bekam beim ersten Absinken (direkt nach dem Einwerfen) einen Hammerbiss, bevor der Shad den Boden erreichte! Seine ersten Worte waren mir irgendwie unheimlich: “Kay, das ist ein Großer!”. Ich dachte mir nur: “Ups,das hat er ja noch nie nach 2 Sekunden Drill gesagt…”.

Der Hecht machte echt Druck und kam nach einigen sehr harten aber kurzen Fluchten langsam zum Boot. Im klaren Wasser kann man super sehen was der Fisch macht, nur dieser wollte einfach noch nicht gesehen werden, bis dieser längliche Schatten langsam höher kam und immer länger wurde. Schon beim ersten Versuch konnte ich den gewaltigen Fisch per Kiemengriff ins Boot befördern.
Das Messen ergab nicht nur einen überglücklichen Mathias, nein auch seinen neuen Personal Best von genau 1,11 m!
Langsam kam in mir klammheimlich der Wunsch auf, auch wieder zu “Metern”.

Nachdem an dieser Stelle nichts mehr ging wechselten wir den Platz.
Dieser Platz war aber nicht so gut wie erhofft und so kam es, dass wir nach der zweiten Drift immernoch keinen Fischkontakt hatten. Weil sich der Himmel etwas zuzog, wechselte ich auf einen chartreusen Gummifisch mit stärkerer Druckwelle, um etwas mehr Reize in die Unterwasserwelt zu schicken. Schon nach dem 3. Wurf mit neuem Gummi fuhr ein kräfiges, dumpfes TOCK (!) durch meine Rute, welches ich sofort mit einem kräfigen Anhieb quittierte. Bereits der erste Kopfstoß zog Schnur von meiner hart eingestellten Rollenbremse und dies ließ auch mich etwas nervös werden. Der Fisch zog langsam unter voller Rutenspannung ins Tiefwasser, um sich dort schwer zumachen.
Nach endlosen Minuten und einigen Fluchten kam auch dieser Fisch Richtung Boot, bis er im klaren Wasser seine Ausmaße zeigte. Dieser Fisch schien etwa genauso groß zu sein wie Mathias vorheriger “Personal Best”, nur das er viel dicker und bulliger war!

Auch hier gelang es mir beim ersten Versuch die Dame zu landen. Das Messen ergab neben einer dicken Hechtdame von 1,09 m mit fast 20 Pf, auch meinen neuen “Personal Best-Hecht”.
Was für ein Tag!



Aufgrund der großen Fische der letzten Tage und des Kälteeinbruchs, den wir “Termingerecht” abgepasst hatten, entschlossen wir uns die nächsten 2 Tage wieder in der Old Bay zu fischen. Da wir gegen Ende der Woche mit besserem Wetter rechneten, verschoben wir unsere Schärentouren auf die letzten 3 Tage.

Die folgenden zwei “Old Bay-Touren” kosteten schon um 5 Uhr morgens Überwindung, denn Schneeflocken dämpften unseren Optimismus, aber wir waren ja in Schweden – dem Land der Hechte, also ging es mit Vollgas durchs Schneegestöber!
Der Kälteeinbruch schlug den Fischen wohl ein bisschen auf den Magen und wir fingen die Hechte nicht wie erwartet flacher als zu Wochenbeginn, sondern in Tiefen um die 7 m – 8 m. Besonders Mathias legte in diesen 2 Tagen größentechnisch mit 2 Meterhechten von jeweils 1,05 m ordentlich vor! Ich hingegen fing einige gute Fische um die 90 cm und einen schönen Fisch von 1,01 m!

Nach den ersten 4 “Old Bay-Tagen” konnten wir mit 60 gelandeten Hechten eigentlich zufrieden sein, besonders die guten 90er und die 6 Meterhechte machten uns sehr zufrieden. Nur waren wir von vorherigen Schwedentouren etwas verwöhnt und hofften in den verbleibenden 3 Tagen noch viele Hechte in den Schäregarten fangen zu können. Dort ist es ein komplett anderes Angeln. Hier heißt es in den Flachwasserbereichen zwischen 0,5 m-3 m zu fischen und die Hechte zu suchen!
Mittwoch besserte sich das Wetter und einer erfolgreichen Schärentour stand nichts mehr im Wege.

Um 6.30 Uhr ging es dann mit 60 “Sachen” und voller Ehrgeiz Richtung Schären. Gleich an den ersten Plätzen klingelte es auf unsere Wobbler und wir fingen gute Fische zwischen 60 cm und 80 cm. Besonders eine “walk the dog” Köderführung mit langen Pausen brachte echte Hammerbisse! Viele Nachläufer verrieten, dass die Hechte zwar Interesse zeigten, aber doch nicht so richtig wollten. Ab Mittag frischte dann der Wind auf und alle Vorsicht war vergessen, jetzt fingen aktivere Köder wie Jerk Baits oder Jointed-Wobbler super! Wir wechselten die Stellen sehr oft und fingen überall.
Zwei gute Exemplare von 91 cm und 93 cm (für Schärenverhältnisse sehr gute Fische) erwischte ich kurz hintereinander auf die erwähnten Köder.

Auf dem Heimweg machten wir einen kleinen Abstecher in eine von außen unscheinbare Bucht, aber schon das flache Wasser und die vielen Schilfstoppeln ließen es hier förmlich nach Hecht riechen!
1. Wurf – zupf…, zupf…, zupf… KRAWUMMSSS!!! Ein guter 80èr stieg mit Anlauf auf meinen Jerk Bait ein und lieferte hier im 10° warmen Wasser einen knackigen Fight!
2.Wurf – zupf… Fehlbiss!, zupf…, zupf… BISS!!! Wahnsinn, der nächste Hecht stieg mit voller Wucht ein!
Jetzt ging es nochmal Schlag auf Schlag. Beim letzten Tageslicht sammelten wir noch 8 Hechte in dieser kleinen Bucht ein.
30 Fische verhafteten wir an diesem schönen Tag in den Schären – so hatten wir uns das vorgestellt!

Der Donnerstag verlief mit 26 Schärenhechten ähnlich, besonders fängiger Köder an diesem Tag war ein eigentlicher Zanderköder, den mir Manni mitgegeben hatte. Da viele Fische sehr flach oder im dichtem Kraut standen, waren die Drillinge von Wobbler & Co immer schnell “zu”. Hier montierte ich Manni seinen Sea Shad auf eine Art Spiralfeder und bewaffnete ihn mit einem meiner Drillingssysteme. Langsam übers Kraut gezupft war dieser Köder eine echte Bank, da man ihn fast auf der Stelle stehen und tanzen lassen konnte.



Freitag war der letzte Tag und wir beschlossen, in einen für uns unbekannteren Teil der südlich gelegenen Schären zu fahren.
Hier hieß es wieder suchen, suchen, suchen, bis es plötzlich in der Rute rappelte.
Aber vorerst nix mit Suchen, schon die ersten Angelplätze brachten Biss auf Biss! Köder waren hier egal, die Hechte attackierten Gummifische, Jerkbaits und Wobbler in allen Formen und Farben.

Ab Mittag schienen wir die Erfolgsformel von den Händen gewaschen zu haben, wir taten uns sehr schwer die Fische zu finden und sammelten hier und da vereinzelt einen Hecht ein. Zum Schluss war es dann doch eine akzeptable Stückzahl von 25 Fischen auf unserem Konto.

Am letzten Abend überflog ich unsere Tagesfänge und sah unser Wochenergebnis von 132 gefangenen Hechten, die alle released wurden, denn “CATCH & RELEASE” ist im Västervik Fishing Camp absolut Pflicht!



Fazit dieser tollen Hechtreise nach Västervik war, dass man immer wieder im Frühjahr nach Schweden fahren kann, ohne jemals völlig gleiche Angelverhältnisse vorzufinden. Ich war jetzt das 4. Jahr in Folge in Västervik und fing die Hechte immer an anderen Plätzen und gerade das macht den Reiz am Angeln aus – den Fisch zu suchen, zu finden und sie dann zu überlisten!

In diesem Sinne viele dicke Fische und Petri Heil

Kay