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Multirolle

Multirolle versus Stationaerrolle

spinningista.eu

Damian, 04.09.10

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Mittlerweile haben sich auch bei uns in Europa die Multirollen sehr stark verbreitet. Auf die, ursprünglich aus den Staaten stammende, Konkurrenz zu der uns gängigen Stationärrolle wird immer öfter zurückgegriffen. Noch vor einigen Jahren haben nur die absoluten USA-Tackle-Fans mit Multi´s geangelt. Heutzutage ist es eher zur Normalität geworden, so dass fast jeder Verfechter des Kunstköderangelns über eine entsprechende Ausrüstung verfügt.

 Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass sich das Kunstköderangebot in den letzten Jahren extrem erweitert hat. Dabei sind manche Modelle wie Jerkbaits, Popper usw. genau auf Multirollen abgestimmt und lassen sich nur mit diesen optimal führen. Unter den Anglern gibt es aber auch immer mehr Kollegen die einfach etwas Neues ausprobieren wollen und sich eine Multirolle zulegen. Nicht zuletzt ist auch ein Grund für den Wechsel die Überfischung unserer Gewässer. Bei den typischen Multirollenködern erhofft man sich oft eine Steigerung der Fangchancen durch Verwendung neuer Kunstköder und deren Aktion.
Der Umstieg ist aber meistens nicht ohne. Das liegt daran, dass die Multirolle komplett anders als eine Stationärrolle bedient wird. Um langfristig wirklich Spaß an der Anglei mit Multi zu haben ist am Anfang sehr viel Übung notwendig um die gleichen Resultate wie mit dem üblichen Gerät zu erzielen. Mittlerweile ist es wirklich so, dass man beide Angeltechniken beherrschen sollte denn beide Varianten haben sowohl Vor- als auch Nachteile. In diesem Beitrag will ich mal die wichtigsten Pro´s und Contra´s im Einzelnen durchgehen und versuchen sie zu begründen.
Als erstes Kriterium für die richtige Wahl einer Rolle wollen wir mal das Ködergewicht betrachten. Dabei ist es so, dass der Markt mittlerweile Kunstköder in allen Gewichtsklassen anbietet. Prinzipiell sollte an dieser Stelle die Faustregel gelten: bei Kunstködern unter 40 Gramm die Stationärrolle favorisieren. Diese Gewichtsklasse lässt sich nämlich noch sehr gut werfen und erspart, zumindest am Anfang, viel Ärger mit der gewöhnungsbedürftigen Wurftechnik die die Multi erfordert. Bei schweren Wobblern oder Gummifischen bevorzuge ich ganz klar die Multirolle. Zum einen, weil man mit ein wenig Übung viel weitere Würfe erzielen kann. Der zweite Vorteil ist der Druck, der bei einem schweren Köder in der Wurfbewegung auf unserem Zeigefinger lastet, kann bei der Multi vernachlässigt werden. Von leichten Ködern mit 20 Gramm abwärts würde ich als Anfänger die Finger lassen. Um diese vernünftig Werfen zu können erfordert es sehr viel Übung.

Als nächstes ist die Angeltechnik, die man ausüben will, wichtig. Beim Schleppfischen liegen die Vorteile einer Multirolle auf der Hand. Gerade bei dieser Methode ruht die Rute die meiste Zeit in einer Halterung und wird nur bei abrupten Wendungen mit dem Boot oder bei Bissen in die Hand genommen. Da man meistens beim Schleppen die Freiwasserregionen abfischt werden auch entsprechend tief laufende Wobbler verwendet. Diese üben einen relativ hohen Druck auf das Gerät aus. Als Vorteil sehe ich in diesem Fall ganz klar, dass man jederzeit ohne die Rute in die Hand nehmen zu müssen die Schnurlänge nachregeln kann. Des Weiteren haben die Multi´s im Vergleich zu Stationärrollen eine niedrigere Übersetzung. Dadurch kann der Köder viel besser und ohne Kraftaufwand eingeholt werden. Das Gleiche gilt übrigens auch bei großen Fischen wie Wels, Großhecht oder Dorsch, die ihr Körpergewicht beim Drill geschickt einsetzten.

Geangelt wird entweder vom Ufer oder vom Boot aus. Also kommt als nächstes das Einsatzgebiet unter die Lupe. Da die meisten Spinnangler eher an bewachsenen Ufern angeln und jede Lücke zwischen Bäumen und Ästen nutzen wollen, ist in diesem Fall die Wahl der Rollenart sehr einfach. Bei diesen Angelbedingungen würde ich nie eine Multirolle empfehlen. Man ist mit einer Stationären einfach geschickter und kann dadurch viele Wurfvarianten, welche auch im schwierigen Territorium nötig sind, erfolgreich einsetzten. Hinzu kommt noch, dass bei dieser Angelmethode sowieso der Uferbereich nach Räubern abgesucht wird und in dem meisten Fällen keine weiten Würfe mit sehr großen und schweren Ködern erforderlich sind.

Beim Umstieg von der Stationärrolle auf eine Multirolle sollten noch folgende Ratschläge beachtet werden. Man sollte auf alle Fälle eine Rute mit Triggergriff verwenden. Diese liegt nämlich besser in der Hand, bietet somit die nötige Stabilität und ermöglicht viel bessere Köderführung. Rechtshänder sollten unbedingt auf ein Linkshandmodell zurückgreifen. Das erspart eine weitere Umstellung und verkürzt die Gewöhnungsphase enorm. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Perückenlösen gehört in der Lernphase einfach dazu. Eine ganz einfacher Trick, welcher die Perückenbildung stark unterdrückt (allerdings die Wurfweite verkürzt), ist die ständige Kontrolle der laufenden Spule beim Wurf mit dem Daumen. Beim Überholen der Schnurabwicklung kann die Spule sofort gestoppt und somit schlimmeres verhindert werden. Des Weiteren sollte man im Hinterkopf behalten, dass geflochtene Schnüre viel mehr dazu neigen eine Perücke zu bilden als Monofile. Die Wurfbewegung und eine richtig eingestellte Rolle sind die Schlüssel zum Erfolg. Der Wurf mit einer Multirolle muss viel weicher erfolgen als bei der Stationärrolle. Der wesentliche Unterschied zwischen den Rollen, um gewünschte Weiten zu erreichen, ist nicht die Kraft sondern die richtige Wurftechnik. Bei Stationärrollen kann man durch Krafterhöhung die Weite leicht steigern. Bei Multirollen nicht! Übung macht den Meister.

Als Fazit kann man nur jedem ambitionierten Angler raten sich mit beiden Angeltechniken zu beschäftigen, denn unter dem Strich haben beide sowohl ihre Vor- als auch Nachteile. Es ist jedoch so, dass je nach Situation immer eine besser als die andere ist. Das führt dazu, dass man flexibler und effizienter die Köder einsetzen kann. Der Fangerfolg wird es euch mit Sicherheit schon bald bestätigen.

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