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Angelurlaub am Weissensee in Kaernten

Schleppfischen, Karpfenpirsch und eine Überraschung beim Nachtfischen

Angelguiding.at, 08.07.09

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Erneut fiel unsere Wahl für den traditionellen, jährlichen Fischerurlaub in Österreich auf den Weissensee. Großer Hoffnung reisten wir mit vollen Autos an, für alles gewappnet. Vor allem wollten wir uns aber auf das Schleppangeln auf die großen Freiwasserhechte konzentrieren.

Mit von der Partie waren wieder Mike und Johannes von www.angelblog.at und zusätzlich diesmal Oliver, Martin und Christoph von www.mein-FANG.de.

  

 

  

Bereits im Vorhinein stand ich mit Martin Müller (www.weissenseefisch.at), dem Fischer und Bewirtschafter des Weissensees in Kontakt. Er erklärte sich bereit, am ersten Tag unseres Urlaubs eine morgentliche Bootstour mit uns zu machen um uns die besten Stellen zu zeigen. Also Wecker auf 04:30 und los! Wir fuhren fast die gesamte Uferstrecke des tiefen, nährstoffarmen Ostteils des Sees ab und machten bei sämtlichen prominenten Plätzen wie dem Mühlzipf, dem Ronacherfelsen, dem Paterzipf etc. halt, um im klaren Wasser nach Fischen Ausschau zu halten und mit dem See Eins zu werden, wie Martin es so schön nannte. Es war wirklich fantastisch, in diesen 2 Stunden am Morgen sahen wir Karpfen bis 10 Kg, Amurkarpfen bis 15 Kg, Hechte, Schleien, Barsche, große Aitel, Brachsen, Rotaugen, Rotfedern, kleine im Freiwasser raubende Seeforellen und sogar 2 Zander, die regungslos auf dem Grund zwischen Ästen und Gehölz lagen.

 

 

 

  

  

   

Topmotiviert montierten wir also nach einem ausgiebigen Frühstück am frühen Vormittag unsere Schleppruten und machten das Boot startklar. Wir hatten uns darauf eingestellt, mit 4 Ruten zu angeln, zwei davon an Sideplanern. Als Köder benutzten wir Wikam-Systeme mit Forellen aus Martin Müllers Zucht, Castaic Swim- und Real-Baits sowie Platinums und 23er Gummifische am A.S.O. G-System. Bereits am ersten Tag hatte ich einen guten Biss auf einen 23er Gummi in weiß/glitter, konnte den Fisch aber nicht haken. Die restliche Woche sollte sich aber als zermürbend erweisen, was die Schleppangelei betrifft. Bis auf Johannes, der einen guten Fisch ca. 50 m vom Boot entfernt verlor, konnten wir keinen einzigen eindeutigen Biss mehr verzeichnen. Am mangelnden Einsatz kann dies allerdings nicht liegen, sondern eher an der Beißlaune der Hechte, denn alleine Christoph und ich machten auf rudernde Art und Weise ca. 120 Km Strecke in dieser Woche. Soviel zum Schleppangeln…

 

  

   

 

   

Zwischen unseren Schlepptouren machten wir immer wieder mal halt, um den Karpfen im Schilf nahe des Paterzipfs nachzustellen. Eine spannende Angelei! Wir versteckten uns mit dem Boot in Schilflücken und fütterten eine Handvoll Mais an, um unsere Köder an der freine Leine mit der Matchrute genau im Futter zu platzieren. Das Problem war hierbei nicht, einen Biss zu bekommen, sondern die Fische davon abzuhalten, sofort ins Schilf zu flüchten. Nachdem wir jeder einen Fisch auf diese Weise verloren hatten, bekam ich wieder einen Biss, warf sofort den E-Motor an und startete in Richtung Freiwasser. Erst dann kam der Anschlag und ein wilder Tanz an der 20er Monofilen begann. Ich konnte den Fisch dazu bringen, ins Freiwasser zu flüchten. Es ist unglaublich, einen Karpfen vom Boot aus über 30 m oder sogar noch tieferem glasklarem Wasser zu drillen. Nachdem der Fisch, der offensichtlich ein guter zu sein scheinte das Boot unzählige Male umkreiste, zeigte er sich das erste Mal an der Oberfläche und siehe da, es war ein Amur, mit dem zu fangen wir wirklich nicht gerechnet hatten, gelten diese Fische im Weissensee als scheu und schwierig zu beangeln. Wir holten den, nach einer halben Stunde Drill erschöpften Fisch erst gar nicht ins Boot, sondern hievten ihn gleich direkt in den Karpfensack, wo er sich etwas ausruhen konnte. Im Anschluss machten wir eine kleine Fotosession am Ufer und entließen den 80 cm langen und 7 Kg schweren Amurkarpfen wieder in sein Element. Es sollte der einzige seiner Art bleiben.

 

 

 

Einige kleinere Hechte konnten wir übrigens noch beim Spinnfischen auf Barsche erwischen, letztere machten es uns aber auch nicht leicht, da sie an den klassischen Standplätzen im versunkenen Holz nicht aufzufinden waren, sondern irgendwo im Freiwasser auf Raubzug gangen. Das Kapitel Barsch war somit leider auch mehr oder weniger erledigt.

 

 

 

 


 

In der Nacht angelten wir einige Male eher erfolglos von unserem Badeplatz in Naggl auf Karpfen und Zander, und grillten nebenbei, bis plötzlich völlig unverhofft Olivers Schwimmer mit dem genau an der Abbruchkante platzierten Köderfisch untertauchte. Damit hatte keiner mehr gerechnet und alle waren wieder hellwach und gaben ihren Senf ab zum Thema “Wann ist der beste Zeitpunkt zum Anschlagen”. Oliver sagte noch, “eigentlich woit i grod nu ane rauchen herst”, entschied sich aber, die Zigarette jemand anderes zu geben und setzte einen saftigen Anhieb, woraufhin ein eher unspektakulärer Drill begann. Aussagen wie, “des kennt a Astl a sein, oba irgendwie bewegt si des Ding trotzdem” folgten. Ich bereitete mich währenddessen auf eine Handlandung vor, denn der Kescher war wie immer irgendwo, aber nicht zur Hand. Als der Fisch auftauchte, stellten wir fest, “Zander!”, aber erst, als er zum Greifen nahe war, bemerkte ich, was für ein kapitales Exemplar sich da für uns erbarmt hatte. Ich packte den Fisch also mit beiden Händen und beförderte ihn ins Trockene. Es folgten lang andauernde Jubeltiraden, Trinksprüche und verwirrtes Gelächter. Hatte Oliver da wirklich gerade einen Zander mit 88 cm Länge und 7,5 Kg im Weissensee gefangen? Scheint so …

 

 

 

Am Ende der Woche blieb es dann bei diesen beiden nennenswerten Fischen, also dem Amur und dem Zander und eben einigen kleinen Hechten. Unser Plan vom Schlepphecht ging leider nicht auf und auch die großen Barsche blieben aus. Trotzdem muss man sagen, dass man sich nicht beschweren darf, es wurden rund um den See immer wieder Hechte auf Köderfisch gefangen und es war auch Fisch zu sehen. Dass man beim Schleppangeln nicht mit unzähligen Bissen rechnen darf, ist uns auch bewusst.
Der See selbst und die Umgebung sind ein Traum, es sieht aus, wie aus dem Bilderbuch: Türkises bis tiefgrünes Wasser, Wald, Berge, saftige Wiesen, Kühe, Schweine, Pferde, alte Bauernhäuser …

 

 

  
 

Wer übrigens vor hat, an den Weissensee Fischen zu fahren, der sollte sich unbedingt mit Martin Müller in Verbindung setzen, oder ihn gleich direkt bei seinem Fischerhaus in Neusach besuchen, um sich aktuelle Informationen holen. Er verkauft auch fantastische Fischspezialitäten direkt aus dem Weissensee, die man auf jeden Fall probieren sollte.

Tight Lines,
Andreas