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Mit der Axt zum Hecht

Im Winter am Bodden

Raubfisch-crew, 27.01.09

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Was soll man zwischen Weihnachten und Neujahr machen, wenn man nicht genügend Zeit findet, um an die Bodden zu fahren? Na klar! Zanderangeln in Holland! 4 Touren brachten knapp 120 Zander und einen Rapfen, der beim "hochkurbeln" zugeschlagen hat.

Ok, 120 Stück hört sich erst mal gut an, aber der größte Fisch hatte gerade mal 68cm und im Drill nicht einen 1cm Schnur genommen! Da hilft nichts, es muss wieder an Deutschland Hechtrevier Nr. 1 gereist werden, damit die Ruten richtig krum gezogen werden!
Schnell wurde doch, mit Mühe und Not, ein Termin ermöglicht und frohen Mutes ging die rasante Fahrt über die A1 Richtung Norden.
Soweit so gut..


"Naja" denk ich, rufst Du mal Guide Jörg Schütt ( http://www.bodden-fishing.de ) an und fragst wie es so läuft.. Gesagt-getan : "Nee, hier oben ist alles zugefroren, da kommt Ihr nicht auf´s Wasser!"

Waaas??? Zugefroren im Januar? In Deutschland?
Glaubt kein Mensch!! Mittlerweile fällt es auch alten, erfahrenen Wetterfröschen schwer die Jahreszeiten auseinander zu halten, schließlich ist es heute genau so warm wie im Juli 2007! Naja, wir wollen angeln, egal wie!

Glücklicherweise hat unser Vermieter eine riesen Axt im Schuppen, die prommt ins Boot geladen wurde. Der erste Blick über den Hafen war dann jedoch sehr ernüchternd. Eis, Eis und Eis!

 

 


Nach schier entlosen, schweißtreibenden gefühlten Stunden mit Axt, Anker und einem Buster-Aluboot, dass seine Qualität und Robustheit unter beweiß stellen musste war sie da : die Schneise zum Fisch!



Da in den ausgebaggerten Fahrrinnen überall, teilweise 10-15cm starke Eisschollen trieben, können wir uns nur sehr langsam dem anvisierten Fanggebiet nähern. Das Echolot zeigte eine Wassertemperatur von 0,1°C! Viele aktive Fische waren also nicht zu erwarten.

Die erste Stunde tat sich an verschiedenen Ankerplätzen nichts, keiner der vielen Köder wollte einen Hechtbiss provozieren.. Verhext! Also weiter fahren, Anker setzten und werfen. Auf einmal bekommt Benni einen heftigen Biss direkt am Boot und kann nach kurzem Drill den ersten Hecht 2008 landen. Mit 87cm ein guter Einstiegt!



Als sich nach ein paar Minuten nichts mehr tut versetzten wir ein paar Meter, mehr als 100m waren sicher nicht. Keiner ahnt zu dem Zeitpunkt was sich in den nächsten 15min abspielen sollte. Erster Wurf : "Sitzt!" rufe ich und verlange im selben Atemzug Hilfe bei der anstehenden Landung weil sich der Gegner nicht von meinem Zug beeindrucken lässt! Nach ein paar Minuten liegt dann die fette Damen mit einem Gewicht von 12kg in meinen Armen! Wow, der erste Hecht 2008!



Noch überglücklich und mit eiskalten Fingern werfe ich erneut aus und träume vor mich in, als schon wieder ein guter Fisch einsteigt! "Sitzt!!!! Gibt´s doch nicht!" Benni und Steffen gucken ganz ungläubig und denken zuerst an einen Streich meinerseits :-)
Zu Tage kommt ein guter Hecht Mitte 80, der meinem 23cm Xtra Soft nicht wieder stehen konnte. Schnell wurde der Fisch abgehakt und der Wurf 3 folgte - ohne Biss- Wurf 4 - ohne Biss- Wurf 5 "Sitzt! Haha, ein Guter!" bemerke ich lautstark mit einem Grinsen bis nach Istanbul! Der Fisch macht trotz des kalten Wasser richtig Druck und nimmt mehrfach Schnur! "Yeah! Vergiss die scheiß Zander!" 105cm, allerdings nicht so fett wie sein Kumpel, dafür aber sportlich! Die Fotosession verläuft routeniert und schnell ist der Fisch versorgt!



Hochmotiviert geht das Gewerfe weiter, der nächste Biss muss her! Doch wie es so oft ist, es passiert nichts mehr! Kein einziger Biss kann in den nächsten Stunden bis zur vollständigen Dunkelheit verzeichnet werden. Unglaublich! Die Beißzeit hatte gerade 40min gedauert, dann wurde wieder auf Maulsperre geschaltet!

Auch die nächsten zwei Tage konnten wir innerhalb dieser kurzen Zeitspanne ein paar Fische fangen, aber auch wirklich nur in diesem Zeitraum! Anschließend war wieder absolut Schicht im Schacht! Naja, Dorsche beißen immer - ab auf die Ostsee :-) Ein bisschen Abwechselung und ein paar Bisse tun sicher gut!

Am letzten Tag, wir konnten wegen der bevorstehenden Rückreise von 700km nur bis 12Uhr angeln, kamen "dummerweise" den ganzen Vormittag Bisse, die Beißzeit hatte sich also extrem verschoben bzw. ausgeweitet! Alle gefangenen Fische waren " besser " also meist über 80cm, ein richtig Dicker konnte leider nicht mehr zum Anbiss überredet werden.
Am liebsten wären wir noch länger geblieben, da jeder Fisch ein 120+ sein kann!



Alles beginnt mit einer langen Anreise, schweißtreibender "Axtarbeit" einem sehr verheißungsvollem Beginn mit 2 Meterfischen, um einen dann schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen : Wenn der Fisch nicht will, fängt man auch nichts! Da kann man sich den Kopf zerbrechen, 1000 Köder ausprobieren, 100 Stellen anfahren - ohne jeglichen Erfolg!

Das ist angeln!

Ich wünsche Euch ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2008!

Beste Grüße aus Solingen!